Thematische Vielfalt der Innovationsprojekte
Schafe und Ziegen zählen aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zu den ältesten Nutztieren und werden häufig für die Nutzung und den Erhalt von extensivem Grünland und in der Landschaftspflege eingesetzt. Vielfach erfolgt dies unter schwierigen Standort- und Arbeitsbedingungen. Dabei ist auch der Schutz der kleinen Wiederkäuer z. B. vor dem Wolf ein wichtiges Ziel zum Erhalt einer nachhaltigen Schaf- und Ziegenhaltung.
Bei der ersten Vernetzungsveranstaltung Schaf/Ziege in der BLE in Bonn konnten sich fünf Innovationsprojekte vorstellen und die Gelegenheit nutzen, sich mit anderen Projekten aus ihrem Themenbereich auszutauschen. Die Themen der zweitägigen Veranstaltung waren vielfältig und umfassten Themen wie Wollverarbeitung, Tiergesundheit und Herdenschutz.
Wertsteigerung von heimischer Wolle
Das Verbundprojekt „EnzyWo“ befasst sich in einem ganzheitlichen Ansatz mit der Wertsteigerung heimischer Wolle u.a. durch die Erfassung der Bundeswollbestände und der Entwicklung einer nachhaltigeren enzymatischen Behandlungsmethode sowie alternativen Wollwasch-Technologien. Darüber hinaus werden gemeinsam mit den beteiligten Textilunternehmen Verfahren zur Flächen- oder Garnherstellung entwickelt. Dadurch soll der Absatzmarkt heimischer Schäferinnen und Schäfer gestärkt und eine bessere Zukunftsperspektive geboten werden.
Tiergesundheit mittels KI und Sensorik
Neben der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Schäferinnen und Schäfer ist die Tiergesundheit ein zentraler Punkt. So wird im Projekt „KISchaf“ das Geburtsmanagement in der Schafhaltung mittels künstlicher Intelligenz (KI) in den Fokus genommen. Dadurch kann ein sowohl das Tierwohl als auch die Arbeitswirtschaftlichkeit verbessert werden. Ziel ist es, eine lückenlose und vollautomatisierte Geburtsüberwachung sicherzustellen und ein Meldesystem zu integrieren. So können Schäferinnen und Schäfer entlastet und dem Tier schneller geholfen werden.
Im Projekt „MindfulShepard“ werden Sensordaten mittels eines Halfters an Schafen erfasst, die Rückschlüsse auf deren Verhaltensdynamik ermöglichen sollen, um dem Landwirt frühzeitig Problemlagen der Schafe wie beispielsweise Erkrankungen oder Störungen durch Fressfeinde aufzuzeigen und sein Eingreifen zu ermöglichen.
Auf die automatisierte Verhaltenserkennung mittels KI in der Milchziegenhaltung fokussiert sich das Verbundprojekt „VerZi“. Dem Tierhalter soll auffälliges Tierverhalten (z. B. Kopfstöße, Verfolgung und Drohverhalten) signalisiert und die Möglichkeit der Intervention gegeben werden. Darüber hinaus bieten die Bereitstellung von Managementhinweisen sowie die automatisierte Dokumentation das Potenzial Tiergesundheit zu steigern und den Personalaufwand zu reduzieren.
Innovativer Herdenschutz für eine zukunftsfähige Weidehaltung
Um die Weidehaltung für Schafe und Ziegen weiterhin zu ermöglichen, entwickelt das Projekt „VerWolf“ ein Detektionsverfahren für Wolfsangriffe mittels Sensoren und KI. Tierhalter sollen per Alarm auf dem Smartphone über potenzielle Angriffe informiert werden. So ist ein schnelleres Eingreifen durch Tierhalterinnen und Tierhalter möglich. Ein solches System bietet das Potenzial Risszahlen und somit die Anzahl toter oder verletzter Tiere zu reduzieren.
Austausch, Networking und Feedback
Die für das Innovationsprogramm des BMEL zentralen Merkmale „innovativ, praxisnah, verwertbar“ wurden durch die vorgestellten Präsentationen bzw. Poster herausgestellt.
Aufgelockert durch zwei Runden „Sheep Dating“ und ein gemeinsames Abendessen, blieb bereits am ersten Tag neben der Präsentation der Projekte viel Raum für Diskussionen, Austausch und Networking. Am zweiten Veranstaltungstag diskutierten die Teilnehmer aus den unterschiedlichen Förderprogrammen zu zwei branchenspezifischen und drei projektübergreifenden Herausforderungen, die sie während der Projektlaufzeit teilen und erhielten dabei auch Raum ihr Feedback an den Projektträger zu geben. Durch den Austausch profitieren die verschiedenen Projekte auch von den Erfahrungen aus anderen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Eine Win-Win Situation für alle.
Die im Rahmen der Veranstaltung vorgestellten Innovationsprojekte sind der im September 2021 veröffentlichten Bekanntmachung über die Förderung von Innovationen zum Erhalt und zur Verbesserung der Schaf- und Ziegenhaltung zugeordnet. Diese Bekanntmachung umfasste ein Modul des BÖL und ein Modul der Innovationsförderung des BMEL.
Wir bedanken uns bei den Kolleginnen des BÖL für die gelungene Veranstaltung!