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Entwicklung aus dem Innovationsprojekt „PraxReduce“ gewinnt DLG-Silbermedaille! Inno-Leuchtturm

Im Projekt „PraxReduce“ wurde u. a. ein Ureaseinhibitor für den Einsatz auf Laufflächen in Rinderställen entwickelt. Dieser wurde nun mit einer DLG-Silbermedaille ausgezeichnet. Die Verleihung folgt auf der EuroTier im November.

© DLG

Die Emissionen der Nutztierhaltung stehen im Fokus nationaler und internationaler Richtlinien zur Emissionsminderung. Sowohl die Emissionen von Ammoniak als auch die von Treibhausgasen müssen bis 2030 deutlich reduziert werden. Eine Möglichkeit zur Reduktion ist die Nutzung von Ureaseinhibitoren.

Beitrag zum Umweltschutz durch Hemmung enzymatischer Reaktionen im Stall

Ureaseinhibitoren sind chemische Verbindungen, die die Aktivität des Enzyms Urease reduzieren oder ganz verhindern. Das Enzym kommt in zahlreichen Organismen und frei im Boden vor und wandelt Harnstoff in Ammonium um. Dabei entsteht Ammoniak (NH3), dass in die Luft freigesetzt wird. Durch die Hemmung dieser Umwandlung können Emissionen in der Tierhaltung verringert und ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden.

Durch die im Projekt „PraxReduce“ erfolgreiche Entwicklung des Ureaseinhibitors für den Einsatz auf Laufflächen in Rinderställen erhalten die SKW Stickstoffwerke Piesteritz zusammen mit der Firma BETEBE nun die DLG-Silbermedaille. Die Auszeichnung wird auf der EuroTier im November 2024 in Hannover feierlich überreicht. Das praxistaugliche System wurde im Projekt zur Marktreife gebracht und erlaubt es, Ammoniakemissionen in Rinderställen gezielt an dem Ort zu reduzieren, wo sie entstehen: im Laufbereich der Tiere.

Praxistaugliche Anwendung für den routinemäßigen Einsatz in der Rinderhaltung

Zudem erfolgte mit den weiteren Projektpartnern die Entwicklung einer weitgehend autonomen Dosier-, Misch- und Befülleinheit für den Ureaseinhibitor. Unter dem Namen „ATMOWELL-Technologie mit Ureaseinhibitor“ wurde somit eine für die tägliche Anwendung arbeitswirtschaftlich praktikable, gut zu kontrollierende und digital dokumentierte NH3-Minderungsmaßnahme geschaffen. Weiterhin wurde im Projekt die Unbedenklichkeit des Einsatzes des Ureaseinhibitors nachgewiesen.

Damit steht sowohl bei einem Stallneubau als auch für die Nachrüstung in bestehenden Stallungen eine Möglichkeit zur Verfügung, die stallspezifischen NH3-Emissionen und somit unerwünschte Stickstoffeinträge in stickstoffsensible Ökosysteme zu reduzieren. Die Technologie trägt somit zur Ressourcenschonung, nachhaltigem Wirtschaften in Tierhaltungsställen sowie Umweltschutz bei.

Hintergrund

Im Vorläuferprojekt „REDUCE“ konnte eindeutig nachgewiesen wurde, dass Ammoniakemissionen um 40 % bis 60 % durch den Einsatz eines Ureaseinhibitors in Rinderställen unter praxisnahen Bedingungen reduziert werden können und eine einsatzfähige Formulierung verfügbar ist. Mit dem Projekt „Praktische Anwendung einer Ureaseinhibitor-Formulierung zur Minderung von Ammoniakemissionen in Ställen für eine nachhaltige, tier- und umweltgerechte Rinderhaltung („PraxReduce“) wurden die letzten notwendigen Voraussetzungen für die Überführung der Urease-Anwendung in die Rinderhaltung geschaffen.

In freibelüfteten Rinderställen sollen damit NH3-Emissionen um durchschnittlich 58 % reduziert werden. Die Atmowell®-Technologie, bestehend aus Ureaseinhibitor-Formulierung Atmowell®, Dosier-, Misch- und Befülleinheit und SmartScraper-Applikationstechnik, kann in bestehende und zu errichtende Rinderställe installiert werden. Projektpartner des Verbundes sind die Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Agrotop GmbH, das Julius Kühn-Institut, die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt sowie das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

Gefördert wurde das Projekt über die Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar im Innovationsprogramm des BMEL.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.